Unsere Reise 2017, die uns diesmal bis in den Iran geführt hat, ist wieder viel zu schnell vorüber gegangen. Seit Mitte November und nach rund 20.000 km sind alle einschließlich des Campers wieder gesund und heil in Deutschland zurück. Unsere Route hatten wir ja in drei Abschnitte aufgeteilt:
- Die schon beschriebene, sehr interessante Anreise durch Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Albanien und Montenegro bis in den Norden Griechenlands nach Chalkidiki und unserem Abstellplatz in Thessaloniki.
- Dann im Juli/August weiter durch die Türkei bis in den Iran mit rund sechs Wochen Rundreise im Land bis zu unserem Abstellplatz am kaspischen Meer.
- Nach Unterbrechung und Rückreise nach Deutschland ging es dann im Oktober/November wieder zurück zum kaspischen Meer und in den Nordwesten des Irans. Über die Türkei mit Zwischenstopp Istanbul, der griechischen Adriaküste und der Fähre nach Venedig schließlich zurück in das kalte Deutschland.
Jetzt sitze ich hier zwischen den Jahren im verschneiten Großarl vor dem Rechner und weiß überhaupt nicht, wo Anfangen mit dem Reisebericht: Zu viel gibt es zu erzählen, zu viele Eindrücke und Begegnungen, die sich nicht wirklich ordnen lassen und irgendwie bleibt alles immer unvollständig. Und seit einigen Tagen gehen auch die Nachrichten über Proteste an vielen Orten des Irans über die Kanäle, die sich in die eigenen Eindrücke mischen. Um meinem Reisebericht-Dilemma zu entkommen, erzähle ich einfach von spontanen Erinnerungen, Eindrücken und Gefühlen aus der Perspektive rund sieben Wochen nach unserer Rückkehr und dies ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit:
Der erste Step unserer Sommerreise von Thessaloniki durch die Türkei bis zur iranischen Grenze dauerte nur sechs Tage. Die rund 2.100 km ließen sich auf sehr gut ausgebauten Straßen leicht meistern, trotz sommerlicher Temperaturen von über 40 Grad. Einladungen zum Abendessen, der ungeplante Werkstattaufenthalt mit der inzwischen beliebten Diagnose „Öl in der Bremstrommel“, Übernachtung in einem stolzen Kurdendorf oder privat bei einem Iman und seiner Großfamilie stimmte uns auf die noch vor uns liegende Gastfreundschaft ein. Doch insgesamt veränderte sich das Reisegefühl in der Türkei je weiter man in den Osten kam: immer mehr gepanzerte Fahrzeuge, noch mehr übergroße Nationalfahnen und (Strassen-)Kontrollen durch die sogenannte Jandarma (das sind paramilitärische Verbände zur Sicherung der landesweiten öffentlichen Sicherheit) auch schwer bewaffnet nachts auf dem Stellplatz. Bis auf eine unfreundliche Begegnung mit Jugendlichen am Berg Ararat war unsere Durchreise aber sowohl im Sommer, als auch im Herbst immer problemlos, offen und freundlich.
Der eigentliche Grenzübergang Türkei/Iran erfolgte in Bazagran: in rund zwei Stunden waren alle Formalitäten, einschließlich Carnet de Passage (CdP, Zolldokument für das Fahrzeug) erledigt. Auf unserer Rückreise ging das Ganze sogar noch etwas schneller. Alles erscheint (und ist es wohl auch) etwas unorganisiert und intransparent, aber aus der Rückschau überraschend einfach. Der deutsche Zoll im Hafen Duisburg hat übrigens bei der CdP-Bestätigung, das sich das Fahrzeug wieder in Deutschland befindet, eine intensivere Kontrolle der Fahrgestellnummer vorgenommen, als bei ganzen Ein-/Ausreise Türkei/Iran zusammen.
Und dann waren wir plötzlich im Iran: von den Eindrücken her einer unserer und meiner bisher intensivsten Reiseerlebnisse mit unterschiedlichsten Perspektiven auf ein Land und vielfältigsten Begegnungen. Vorstellungen, die wir vom Iran haben und hatten und das, was wir erleben durften, laufen doch zu sehr auseinander und lassen sich aus der Rückschau nicht wirklich in ein Bild ordnen. Wenn ich vom Iran erzähle, will ich bewusst nicht mit der so oft als Erstes aufgeführten Gastfreundschaft oder dem Kopftuch beginnen. Am meisten beeindruckte mich aus der Rückschau die Vielfältigkeit der bereisten Landschaften und Orte:
Von den dicht bewaldeten Hängen, den grünen Teegärten und den Bergen im Norden am kaspischen Meer, die kargen Bergdörfer oder Teheran mit aktuell 9 Mio. Einwohnern und seinem rund 4.000 m hohen „Hausberg“ Tochāl. Je weiter man nach Süden kommt: Steppenlandschaften bis hin zu Sanddünen, Orte der Kultur wie Yasz, Kashan oder Isfahan, die Wasserhöhle bei Ali-Sadr oder die 1.500 Jahre alte unterirdische Stadt von Nushabad, jahrhundertealte Innovationen, wie die Eis-Produktion in der Wüste ohne Energieeinsatz oder die intelligente Wasserversorgung, die Symbolik vollkommen veralteter Flugabwehrgeschütze an vermeidlich schützenswerten Anlagen. Karawansereien, die das ganze Land überziehen sind prägender für die Landschaft als die Orte des schiitischen Glaubens (die zahlreichen Moscheen in der Türkei sind viel präsenter). Die Liste ließe sich noch beliebig verlängern.
Auch wenn wir die asphaltierten Straßen verließen und den Wegen durch die Wüsten-, Steppen- und Berglandschaften folgten, gab es nie wirklich ein Problem, obwohl wir durch einen (im nachhinein) dummen Fehler unsere Erfahrungen in der Fahrzeugbergung um rund sieben Stunden „vertiefen“ durften oder auf dem gewählten Weg in die Dasht-e Kavir dank der Parkranger wieder einige Stunden in unserer eigenen Spur zurückfahren konnten.
Insgesamt führte uns die rund 5.800 km lange Reise durch den Iran über die Stationen Tabriz, Kandovan, Hamadan, Isfahan, Meybod, Yazd, Mesr(-Wüste), Kaschan, Maranjab und die Salzwüste Dasht-e Kavir, Teheran, Golestan National Park bis in die Grenzregion zu Turkmenistan, dann in die Berge südlich des kaspische Meers, über Rasht und Masuleh durch die Berge noch einmal nach Tabriz und dann entlang der Grenzflusses zu Armenien zurück zur Grenze nach Bazargan.
Weiter in den Süden machte wegen der hohen Temperaturen im Sommer keinen Sinn. Vor unserem Rückflug nach Deutschland im Sommer waren Justus und ich noch etwas mehr als eine Woche alleine vom Golestan zu unserem Abstellplatz für den Camper östlich von Rasht unterwegs. Angela war von Gonbad-e-Quabus mit dem Überlandbus die rund 600 km nach Teheran problemlos (alleine) zurückgereist, weil sie früher in Deutschland sein wollte oder musste 😉 Es gäbe noch so viel zu erzählen … Nicht nur von der Übernachtung und unserer fröhlichen Begegnung im Elbrus(Alborz)-Gebirge auf der Lavash-Passhöhe auf 3.500 m (übrigens einer der von Justus genannten Highlights der Reise).
Und jetzt vielleicht doch etwas zu den Begegnungen: Die erlebte iranische Willkommenskultur ist nicht gespielt. Sie ist nicht touristisch verdorben. Sie ist kulturell verankert und ehrlich. Wie oft wurde gewunken, gehupt und auf der Straße oder im Bazar persönlich Willkommen geheißen. Wie oft wurde an die Tür geklopft und Brot, Gebäck oder Obst als kleines Geschenk übereicht. Selbst im Nordosten an der Grenze zu Turkmenistan übereichte die Streife der border control erst einmal ein noch warmes Brot. Die Anzahl der gemachten selfies mit uns geht sicherlich weit über die 100. Wie oft wurde eingeladen und das Gespräch gesucht und so durften wir vollkommen unterschiedliche Menschen und Lebensentwürfe kennenlernen: vom noch aktiven Schah-Anhänger, über den konservativ Religiösen bis hin zu vollständig dem Leben zugewandten Menschen.
Irgendwie findet jeder im Iran seinen Weg mit der Vielzahl von Verboten und Einschränkungen umzugehen: das beginnt bei dem oft als Erstes genannten Kopftuch und der gewählten Trageweise, geht über den Alkohol bis hin zur eigenen, sehr persönlichen Beurteilung der aktuellen Lage, der Situation im Iran und in der Welt, im Umgang mit Israel, Frankreich, Russland, den USA oder zu Deutschland. Wir als Land haben übrigens überall und bei nahezu Jedem einen exzellenten Ruf (und das liegt nicht nur an Bayern München oder Mercedes) und wenn Sie dann auch noch Angela heißt, ist nahezu nichts mehr ein wirkliches Problem für uns Reisenden.
Lösungsansätze und Freiräume, die jeder für sich selbst entwickelt und definiert, wenn etwas verboten oder nicht verfügbar ist und die dabei entstehende Kreativität macht eigentlich Mut. Die immer größer werdende Aufgeklärtheit insbesondere (aber nicht nur) bei den jungen Menschen durch smartphone und Internet, verbunden mit der eigenen wirtschaftlichen Situation machen die Systemstruktur im Iran nicht stabiler. Ein Zitat kommt mir in Erinnerung: „Die nächste Revolution kommt von der Jugend.“ Der Iran ist in unserem Erlebtem stark von dieser Jugend geprägt und irgendwie immer von Geselligkeit: Treffen, Campen, Grillen und Musik, egal ob am Strand des kaspischen Meeres oder den öffentlichen Parks. Dem gegenüber lässt sich Glaube eben nicht verordnen. Und die Vermischung von Politik und Religion führt nur dazu, das sich Volk, Politik und letztlich auch der Glaube nur noch weiter von einander entfernen. Diese Gesellschaftsfrage wird nicht nur im Iran gestellt und das Nachdenken beginnt immer dann, wenn es um die eigene Zukunftsperspektive und den Geldbeutel geht.
Und übrigens auf der ganze Reise nahezu keine Touristen, die nicht aus dem Iran selber kommen. Im Sommer und Herbst hatten wir nicht einmal 15 Begegnungen mit Nicht-Iranern. Ich liebe es.
Der dritte Teil unserer Reise im Herbst begann mit dem Direktflug von Düsseldorf nach Teheran mit zwei Übernachtungen. Teheran selber kannten wir ja nur von der Sommereise mit der Übernachtung am Tochāl. Wir haben uns die Stadt dann noch einmal für ein bisschen sightseeing und (tripadviser-gestützen) Cafe- und Restaurantbesuchen gegönnt. Aber auch, um beispielsweise die noch notwendige Fahrzeugversicherung für den Herbst abzuschließen. Ich weiß, ich bin da vielleicht ein Pingel, was Dokumente in bereisten Ländern angeht. Viele basteln sich hier eine eigene Versicherungsgeschichte. Was eine solche Versicherung wirklich wert ist, erschließt sich mir auch nicht. Die letztendlich 60 Euro Versicherung für den dritten Teil unserer Reise sind es mir aber für die eigene Ruhe wert. Ich habe zumindest schon mal ein Schriftstück mit Stempeln, das man vorzeigen kann und Beschäftigung auf der kontrollierenden Seite auslöst. So wurde die border control im Sommer mit diesem Versicherungspapier richtig glücklich, weil es das einzige Fahrzeugdokument war, welches nicht auf Englisch, Deutsch oder Französisch ist und der notwendige Englisch-Übersetzer über Mobiltelefon nicht zu erreichen war. Wie wir zu der Versicherung kamen? Vielleicht einmal exemplarisch, wie das im Iran funktioniert. Gut, das Problem ist sicherlich kein Standardvorgang: Ein deutsches Wohnmobil (Fahrzeuggattung ist im Iran vollkommen unbekannt) in LKW-Größe, welches bereits im Iran ist, aber am kaspischen Meer steht, wir dazu aber in Teheran eine Kurzzeitversicherung für bis zu zwei Wochen suchen. Wichtig, mögliche Ansätze parallel aufsetzen: Versicherungsagentur in Teheran für dieses Problem finden und das durch unser Hotel und über zwei Kontakte, die wir noch von der Sommerreise her hatten. Nach zweieinhalb Stunden Stadtbummel und sich nicht wirklich abzeichnender Lösung einfach erst einmal in ein Cafe gesetzt (übrigens in nichts vom typischen Berlin-Mitte zu unterscheiden und auch Angela´s abgelegtes Kopftuch war trotz meiner Bedenken kein Problem). Hier haben wir einfach Leute am Nachbartisch angesprochen und von der Reise und unserer kleinen Herausforderung berichtet. Wie immer war das erst einmal „alles kein Problem“. Es wird viel telefoniert, mit dem smartphone gespielt und geredet und man versteht nichts. Irgendwie empfiehlt sich nach einiger Zeit selber nachzufassen (von alleine kommt man nicht mit Lösung zurück) und es bleibt weiterhin auch kein Problem, denn „near by“ wartet jemand in einem Versicherungsbüro auf uns, der sich kümmert. Wir brauchen ein Taxi, weil „near by“ in einer Millionenstadt heißt ja irgendwie rund 40 min Fahrzeit. Der Taxifahrer wird instruiert und sogar von unseren Unterstützern noch selber bezahlt und so kommen wir zu einem Versicherungsbüro der Iran Insurance, wo man uns tatsächlich erwartet. Hier wird auch viel telefoniert, von einem iranischen Konto die Versicherungsgebühr online für uns überwiesen, gefaxt, zwischendurch mit Tee versorgt und nach einer Stunde haben wir ein offiziell aussehendes Dokument. Also auch Nicht-Standardprobleme lassen sich lösen und der Vorgang zeigt ein kleines bisschen, wie es uns auf der ganzen Reise erging, egal ob Angela aus dem Osten mit dem Bus zurück nach Teheran zum Hotel und Flughafen fahren muß, egal ob wir neue Hydraulikflüssigkeit für einen undichten Kupplungsnehmerzylinder brauchten, ob wir bei unserem ersten Stop in Tabriz vom Touristoffice an die Hand genommen wurden und man sich um alles (Mobilfunkkarte, Geldwechsel, Stellplatz, Restaurant etc.) persönlich kümmerte oder nach der Durchquerung Teheran downtown direkt auf dem Parkplatz der Talstation auf den Tochāl übernachten darf.
Von Teheran ging es mit den sehr gut ausgebauten Busverbindungen wieder an das kaspische Meer und zurück zum Teegarten unserer Freunde, wo wir unseren Camper parken durften. Ich glaube, wir hätten das Auto noch nicht einmal abschließen müssen. Auch hier haben wir wieder mit Vollpension im komfortablen Haus übernachten dürfen, das Begrüßungskomitee wartete schon seit ein paar Stunden auf uns (einschließlich Willkommensgeschenk und Blume für Sie) und der Ortsbürgermeister machte auch noch seine Aufwartung. Vom Teegarten dann nochmal an den Strand des kaspischen Meeres (mit dem im Herbst doch sehr angenehmen Klima, im Gegensatz zu der unangenehmen Schwüle im Sommer). Von der Küste über wunderschöne und einsame Bergstrecken nach Tabriz und noch ein wenig in den Nordwesten zurück über die Grenze mit problemloser Ausreise Iran und Einreise Türkei. Wir hatten uns für die Rückreise eigentlich mehr Zeit genommen, aber wir waren nach zwei Übernachtungen und rund 1.500 km schon durch die Türkei und haben darum zwei Übernachtungen direkt in Istanbul unterhalb der Blauen Moschee eingeschoben und diese schöne Stadt zum fünften Male besucht. Weiter ging es an die griechische Adriaküste mit Chillen und Warten auf streikende Fähren (nicht nur nach Korfu). Mit der Fähre ging es dann nach Venedig auch mit Übernachtung direkt auf der Hauptinsel beim (bisherigen) Anleger für die Kreuzfahrtschiffe und letztendlich mit Zwischenstopp in bayrischer Gasthausatmosphäre zurück nach Mülheim.
Ihr lest, es sprudelt immer noch aus mir heraus und ich weiß wirklich nicht, wo beginnen oder enden. Zum Abschluss vielleicht noch ein paar Fakten zum Reisen im Iran:
Ein- und Ausreise Türkei/Iran: Wir haben den belebten Grenzübergang bei Bazargan genutzt und es empfiehlt sich, die Übernachtung vor dem Grenzübertritt möglichst nahe an die Grenze zu legen, um diese morgens zu überschreiten. Obwohl Sicherheitsorgane mit dem freien Stehen in Grenzgebieten immer etwas pingeliger sind, hat das bei uns sowohl auf türkischer als auch iranischer Seite problemlos geklappt: einmal privat bei einem Iman und an einem Restaurant auf iranischer Seite. Die eigentliche Grenzprozedur war auf türkischer Seite recht gut geordnet und transparent. Auf iranischer Seite ist es insbesondere wegen Sprache und Schrift und der noch zu entwickelnden preußischen Ordnung eher etwas schwieriger. Bei 20-30 Euro für die üblichen „Begleiter im Grenzprozess“ hält sich mein persönlicher Ehrgeiz, alles selbst zu regeln, eher in Grenzen. Obwohl, wenn man einmal den Grenzübertritt gemacht hat, ist es eigentlich überhaupt kein Problem, wenn man weiß, welchen Schreibtisch es in welcher Reihenfolge zu besuchen gilt und das man sich ruhig selbstbewusst in der Schlange ganz vorn anstellen kann. Für die Einreise mit Fahrzeug ist das Carnet de Passage (CdP) notwendig. Bei der Ausreise wurde sogar unser Einreisedokument aus dem Sommer „vier Ordner zurück“ gesichtet. Die Fahrzeugversicherung ist wohl Pflicht und bei uns wurde die Iran Insurance wirklich überprüft und darum kamen wir nicht herum, die Versicherung im Grenzbereich abzuschließen (ca. 150 Euro für den Sommeraufenthalt und die Fahrzeuggröße, wohl auch incl. „Marge für den Begleiter“).
Tanken war kein Problem und der Iran ist Paradies für Dieselfahrer. Wir haben 10 ct pro Liter bezahlt und sind so mit 38 Euro bis nach Istanbul gekommen. Eine Kontrolle der mitgeführten Dieselmenge bei Einreise in die Türkei fand nicht statt. Die für den Iran obligatorische Diesel-Tankkarte hat irgendwie jeder Tankwart in der Tasche. Privatleute dürfen nämlich formal keine Dieselfahrzeuge fahren.
In Reparaturen sind die Iraner Weltmeister. Irgendwie wird alles geregelt und geflickt. Werkstätten für jegliche Fahrzeugart finden sich ohne Ende und auch Schweißen (nach längeren Rüttelstrecken) ist irgendwie überall möglich. Weiter kommt man mit der Lösung erst einmal allemal. Qualität ist immer vor dem Hintergrund des Preis-/Leistungsverhältnisses zu sehen.
Stellplätze und Übernachten: einsame Stellplätze findet man überall, auch in oder bei bewohnten Gebieten ist es problemlos, allerdings immer mit Einladungsgefahr verbunden. In den Städten ist immer möglich, in den Parks zu übernachten. Bitte gerade hier im Sommer auf die Geselligkeit, Grillfreude und Musik der Iraner einstellen. Ab 2:30 nachts wird es ruhiger.
Umgang mit der Gastfreundschaft: Die ist, wie berichtet, wirklich authentisch und man muss einfach überlegen, wie man auch einmal Zeit für sich bekommt. Hier empfehlen sich strategische Ansätze: Unverzichtbar ist eine Übersetzungs-App auf dem smartphone. Mit bereits hinterlegten Favoritenfragen hatte sich Justus auf stockende Gespräche vorbereitet. Auch hatten wir uns Antworten zurecht gelegt, warum man genau diese Nacht keine Einladung annehmen konnte: Jeder Tag wurde einfach zum Hochzeitstag oder Geburtstag des Sohnes, zu dem man die Übernachtung genau an diesem Platz versprochen hatte. Englisch geht halbwegs in den (großen) Städten, sobald man aber auf dem Land ist, gewinnen Hände und Übersetzungs-App höchste Bedeutung.
Das Mobilfunknetz weist bessere Abdeckung und LTE-Geschwindigkeit als in Deutschland auf und das trotz Embargo. Das Ganze ist auch erheblich günstiger. So sicherte der Provider MTN nicht nur Justus eine enge Anbindung an „seine community, die Futter braucht“, auch ermöglichten VPN-Verbindungen nicht nur den Zugang zu den eigenen E-Mail-Servern …
Verkehrstechnisch ist das Fahren im Iran vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig: drei markierte Fahrspuren sind eigentlich fünf, defekte Fahrzeuge stehen schon mal auf der Fahrbahn, dies aber abgesichert mit ganz dicken Steinen, auf Schnellstraßen wird auch auf dem Standstreifen rechtsüberholt, macht aber nichts, weil das Hupen kündet ja davon. Beim Fahren am besten nur auf den Verkehr voraus zu achten (die Grenze bildet die vordere Stoßstange). Hupen von hinten bietet Orientierung, wo jemand ist oder her kommt. Und Achtung, wenn der Iran Bodenwellen zur Geschwindigkeitsanpassung vorsieht, reduzieren diese die Geschwindigkeit auch wirklich! Eine Vielzahl von kurzen und hohen Bodenwellen gibt an den (Mit-)Fahrer immer direkt hartes Feedback zwischen gewählter und vorgeschriebener Geschwindigkeit. Auf einigen Straßen wurde auch eine Straßen-Maut verlangt. Am Besten die Frau fahren lassen, dann mussten wir nämlich nicht bezahlen, sondern wurden Willkommen geheißen. Dafür wird, wenn sie fährt, auch öfter der Führerschein kontrolliert, wobei ich davon überzeugt bin, das keiner den internationalen Führerschein versteht, egal wo man ihn im (außereuropäischen) Ausland vorzeigt.
Überland-Reisen sind mit den modernen (VIP-)Bussen problemlos, bequem und preiswert und nahezu immer ist WiFi mit an Bord. Busse fahren teilweise im Stundenrhythmus und Tag und Nacht in alle Richtungen zu den vier zentralen Busbahnhöfen in Teheran. Die Bushaltestellen im Land sind nicht immer leicht zu erkennen, aber jeder „droht mit Hilfe“.
Geld: der Iran ist nahezu nicht an internationale Zahlungssysteme angeschlossen. Wir hatten Euro mitgenommen und Vor-Ort gewechselt (Wechselstuben einfach erfragen, einige Banken und Hotels wechseln auch). Mit den dicken Geldstapeln iranischer Rial kommt man mit der Zeit zurecht. Auch wenn man lange nicht so schnell im Zählen und Bezahlen ist wie der Iraner, klappt das alles gut, weil man nicht betrogen wird. Es ist halt nur am Anfang ein seltsames Gefühl, wenn sich dein Gegenüber besser in deinem Portemonnaie auskennt als du selbst.
Also zurück auf Los: Reise in den Iran? Unbedingt machen! Allein um sich ein eigenes Bild von diesem Land, seinen Menschen und den Landschaften zu machen: von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft in einem konservativen iranischen Bergdorf bis hin zur sehr modern gekleideten iranischen Frau, die ihren Porsche zum Walken an der Tochāl-Talstation in Teheran abstellt. Wie immer gilt, bei weiteren Fragen zur Reise, zu Details und Organisation bitte einfach melden. Und weil Bilder mehr als Worte sprechen: #IRANtour17 ist auf instagram online und die Videos kommen noch. Versprochen!
Und hier im Abspann noch der tiefe Dank an Angela und Justus für die wunderbare Zeit mit Euch!
Und nach der Reise ist vor der Reise: Nach aktuellem Planungsstand wird es 2018 noch einmal sehr kalt und dann geht es ab in die Wärme auf die andere Halbkugel. Stay tuned.
Hallo liebe Wölfe,
Danke für den schönen Bericht.
Ein wertvolles Update für mich, der ich nicht am Diaabend teilnehmen konnte!
Tolle Eindrücke und prägende Erlebnisse scheinen Euch für den Iran begeistert zu haben!
Viele Grüße
Peter Ramme
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