Jetzt sitze ich hier auf der Fähre und will doch endlich einmal im Blog über unsere Sommerreise auf Island berichten. Die Zeit rennt: es ist nämlich nicht die Fähre von Island zurück nach Dänemark, sondern schon die Fähre in unsere Herbstferien ins Baltikum. Doch dazu wie immer (etwas) später …
Will ich die dreieinhalb Wochen unseres zweiten Aufenthalts auf Island im Sommer beschreiben, wir haben wieder viel erlebt – Geplantes und doch so einiges an nicht Geplantem: im Sommer durften wir uns nicht nur Island, sondern auch unserem Fahrzeug ein ganzes Stück weiter nähern. Was eigentlich nicht schlimm ist, Peter musste aber ein Stück seiner Vorstellungen der Reise- und Routen-Planung verändern. Jetzt aus einer entspannten Distanz von mehr als zwei Monaten betrachtet, sicherlich einiges gelernt. Aber zurück auf Los, lagen doch rund 2.700 km auf Island vor uns.
Ende Juli ging es mit dem Zug wieder nach Frankfurt, um unseren Rückflug mit icelandair einschließlich dem obligatorischen Island-Gastkind, diesmal Maria, zu erreichen. Zeitlich war der Flug etwas knapp, weil wir den Camper noch am Freitag Nachmittag beim MAN-Partner in Reykjavik nach einer geplanten Reparatur der linken Traglager abholen wollten. Freunde von uns hatten vor der Abgabe das Fahrzeug im Juli für einen zweiwöchigen Aufenthalt auf Island genutzt und bei strahlendem Sommerwetter ein Stück Hochland und den Norden und Nordwesten erkundet.
Aber die Übernahme des Fahrzeugs hat noch geklappt. Die Werkstatt war zwar schon geschlossen, aber Eigentümer Björn kam nochmal zurück und hat das Fahrzeug übergeben. Wir sollten uns in den nächsten Tagen und Wochen noch öfter sehen, hören und lesen. Bereits nach ein paar Kilometern stellten wir fest, dass die Bremsen sehr einseitig zogen, gefühlt auch die Vorderachseinstellung nicht gerade optimal war. Unsere erste Übernachtung auf Island machten wir ganz im Südwesten an der Küste. Einem Ort, der uns schon vor unserer Abreise im Frühjahr sehr gut gefallen hatte. Samstag dann erst mal wieder zurück in die Werkstatt. Trotz langem Wochenende auf Island wurde für die Kontrolle und Einstellungen ein weiterer halber Tag investiert. Noch immer nicht richtig zufrieden, besuchten wir dann am Samstag Nachmittag noch Tobbi, bei dem wir ja wie berichtet, über einige Wochen den Camper abstellen durften. Nach exzellent gegrillten Burgern nutzten wir das lange Wochenende der Isländer bis Dienstag den Südwesten weiter zu erkunden und wunderschöne Stellplätze (1, 2, 3) am Meer und See zu nutzen. Auf jeden Fall empfehlenswert ist die Höhle bei Raufarholshellir.
Zu weit wollten wir uns ja nicht von Reykjavik entfernen, da wir doch mit dem Fahrzeug Dienstag einen weiteren Besuch in der Werkstatt einplanten. Dieser Aufenthalt führte dann zu einem weiteren Tag in Reykjavik selber, ungeplant dabei auch der Zahnarztbesuch von Angela und ihrer Rückkehr mit einem Zahn weniger. So geht Scouting im lokalen (hochprofessionellen) Gesundheitssystem. Der guten Ordnung halber sei an dieser Stelle noch angemerkt, das der Besuch nicht aus mangelnder Zahnhygiene resultierte. Als besondere Campside nutzten wir diesmal die MAN-Werkstatt, von der es dann am Mittwoch nach noch zuvor zu straff eingestellter und damit heiß gelaufener Bremse entlang der Westküste nach Norden ging. Auch hier wieder ein wunderschöner Stellplatz am Hvalfjörður einschließlich HotPot, Steg und Einsamkeit. Im Frühjahr hatten wir den Ort wegen schneebedecktem Weg nicht gefunden. Weiter in den Nordwesten über die Hochlandstrecken F570 von Arnarstapi nach Ólafsvík und F586 von Búðardalur nach Hvammstangi. Beide wirklich empfehlenswert: landschaftlich reizvoll, interessante Perspektiven und Stellplätze und nicht wirklich belastend für Fahrzeug und Mensch.
Um die im Raum Reykjavik und durch Werkstattaufenthalt verlorene Zeit etwas aufzuholen und das in diesem Sommer tolle Wetter auf Island zu nutzen, beschlossen wir bis nach Dalvík zu fahren, um hier nicht nur das whale watching abseits klassischer touristischer Angebote wie in Húsavík zu nutzen. Wie der Zufall es wollte, war an diesem Wochenende auch das jährliche Fischfest, das uns den doch länger als geplanten Aufenthalt zumindest etwas verkürzen sollte. Wir hatten geraden in dem von Wohnmobilen, Zelten und Wohnwagen vollkommen zugestellten Ort einen Stellplatz direkt am Schwimmbad (den Komfort incl. der Sanitäranlagen durften wir in den nächsten vier ungeplanten Übernachtungen noch schätzen lernen) gefunden, stellten wir fest, dass an unserem linken Vorderrad, an dem die Reparatur stattgefunden hatte, der Reifen von der Innenseite verölt war. Öl trat aus der Bremstrommel aus. Also wieder Björn anrufen. Die Partnerwerkstatt aus Akureyri sagte den Monteur direkt für Samstag morgen zu. Dieser bestellte dann erst einmal alle möglichen und unmöglichen Teile, die für die Reparatur nötig sind, einschließlich neuer Bremsbeläge. Einmal verölte Beläge sind nicht mehr nutzbar. Alle Teile waren natürlich lieferbar, nur lagen die meisten im MAN-Zentrallager in Braunschweig. Die Logistikkette stand, brauchte halt nur einschließlich Wochenende und Anlieferung in Akureyri etwas (Anmerkung: So ruhig wie jetzt, war ich an dem Abend übrigens nicht 😉 ). Aber es war ja Fischfest mit einer wirklich tollen Abendveranstaltung in einem übervollen Hafen und auch das whale watching (Danke nochmal an Ute und Andreas für DEN Tip!) bei strahlend blauem Himmel, mit vielen Walen, Angeln und Grillen verkürzte die ungeplante Wartezeit zumindest etwas.
Mittwoch fuhren wir dann nach Akureyri in die Partnerwerkstatt und hier wurde dann in einem intensiven Tag in der Werkstatt ganze Arbeit gemacht. Eine bei der ursprünglichen Reparatur falsch eingepresste Dichtung führte dazu, das sich Öl aus dem Radlager in die Bremstrommel vorgearbeitet hatte. Also komplette Demontage des Vorderrades, diesmal Simmering richtig einpressen und wieder montieren und Bremsen einstellen (die Einstellerfahrung der Simplex-Bremse scheint heute ja eher rar gesät). Aber Björn hatte ja gesagt, dass wir solange wiederkommen sollten, bis wir zufrieden sind. Eine Einstellung, die man in deutschen Werkstätten vielleicht auch nicht so oft hört und während der ganzen wiederholten Reparatur- und Ersatzteilaktionen hat übrigens keiner mehr nach Geld gefragt … Das investierten dann Frau und mitreisende Kinder beim Shoppingtag in Akureyi.
Nach diesen ganzen Reparaturen hat man ein ganzes Stück Vertrauen zum Fahrzeug verloren, will heißen, das haben wir dann in den nächsten Tagen wieder ein Stück aufgebaut, also sich erst einmal wieder langsam den etwas anspruchsvolleren Strecken genähert: Von Akureyri über einen Zwischenstopp am Myvatn zum Dettifoss. Und diesmal von der Ostseite her (über F864), dort wo wir uns im Frühjahr ja festgefahren hatten und umkehren mussten. Vom Dettifoss, dann stromaufwärts rund 200km über die F88 und F910 dem Jökulsá bis nach Dreki/Askja folgend, einschließlich Baden im Kratersee Víti, Besuch eines noch frischen Lavafeldes aus dem Jahr 2015 und weiter nach Sigurðarskáli, zum Fuß des Vatnajökull Gletschers. Bei der Rückkehr aus diesem (viel zu kleinen) zweiten Hochlandanteil der Reise und unserer Ankunft auf der wirklich empfehlenswerten Campside von Möðrudalur ließ uns zischende Luft aufhorchen: diesmal war es jedoch kein direkter Defekt am Fahrzeug, sondern ein undichtes Reifenventil. Da sich unser Angebot an Ersatzreifen inzwischen durch eine ursprünglich fehlerhafte Vorderachseinstellung und dem defekten Traglager auf sehr stark und einseitig abgefahrene Reifen reduziert hatte, kam dann ein Solcher zum Einsatz. Übergangsweise, zumindest dachten wir das bis zum nächstgelegenen Reifenservice, der den mitgebrachten Ersatzschlauch tauschte. Der Reifenservice attestierte zwar noch ein ordentliches Profil, aber einen nicht sichtbaren Riss in der Lauffläche. Also fuhren wir den profillosen Ersatzreifen auf der Achse nach Hause. Aus der Rückschau tut das auch gar nicht weh, ist entspannter als man denkt. Erst recht, wenn der TÜV schon im Mai abgelaufen ist. Ich habe ja schon skizziert, dass wir uns weiter dem Fahrzeug genähert haben. Wir wollen ja auf Reisen Erfahrungen sammeln und nicht konventionell „Urlaub“ machen.
Für die letzten Tage war dann unser Ehrgeiz, noch einige entlegene Winkel zu erkunden, weitgehend befriedigt. Wir beschlossen noch eine Gegend aufzusuchen, die uns auch im Frühjahr schon sehr gut gefallen hatte, wir aber wegen Straßensperrung nicht weiter zum Mjóifjörður Fjord fahren konnten. Auch hier wieder ein grandioser Stellplatz hinter der Passhöhe, direkt am Wasserfall Klifbrekkufossar: beeindruckender Blick in das Tal und den Fjord. Von hier dann gemütlich über die letzte Station unsere Islandreise „am Strand einen Fjord weiter“ schließlich zum Fährhafen Seyðisfjörður. Am Vorabend der Abreise waren der Ort und die Stellplätze dann doch ein Treffpunkt unterschiedlichster Island-Reisenden: vom vollgepackten Vespa-Roller, über die Rotel-Reisenden, Geländewagen jeglicher Art und Preisklasse bis hin zum Mittelklasse-Leihwagen mit Zelt davor.
Boarding und nette und lehrreiche Begegnung mit Jürgen. Ausfahrt der Fähre bei herrlichstem Sonnenwetter und eine unspektakuläre Rückreise mit kurzem nächtlichem Zwischenstopp auf den Färoer. Von Hirtshals aus dann noch einen kurzen Abstecher zu unserer EnjoyVenture-Beteiligung Nemos und dem Wellenenergie-Testfeld im dänischen Nissum Bredning gemacht. Vielen Dank an das Team um und mit Jan Peckold für die Organisation! Mit seit Start im März rund 9.000 km mehr auf dem Tacho fuhren wir dann wieder nach einer letzten Übernachtung in Dänemark auf den Hof.
Ach ja, da ich ja irgendwie nach MAN, egal ob Niederlassung in Deutschland oder Partnerwerkstatt auf Island, auch mal ein anderes Werkstatterlebnis brauchte, habe ich direkt nach der Ankunft zu Hause das Fahrzeug zur abgelaufenen TÜV, Gas- und Tachoprüfung, Durchsicht insbesondere der Vorderachse und Austausch von zwei neuen, schon von Island aus bestellten Reifen beim Landmaschinen-Schlosser unseres Vertrauens nur eineinhalb Kilometer entfernt abgegeben. Wurde alles erledigt, so dass wir auch auf das diesjährige Willy´s Treffen nicht verzichten mussten.
Auch diesmal hoffe ich, der Eine oder Andere hat es auch wieder bis zu dieser Stelle hier durchgehalten. Auf der Fähre nach Lettland kommt man doch in Ruhe zum Schreiben. Bilder gibt´s auf unserem wolffontour-instagram, in einer etwas anderen Auswahl in dem bei mir unvermeidlichen EyeEm-Fototagebuch und ein kleines Tour-Video der dreiwöchigen Reise aus der Fahrerperspektive unter wolffontour-vimeo. Weiter gilt: bei Fragen zu Stellplätzen, Werkstätten oder Einstellung der MAN-Simplexbremse (inzwischen habe ich auch die Werkstattanleitung dazu) oder anderen Details, einfach melden.
Bis „bald“ und unserem Bericht vom Baltikum!